Golfplatz-Tests

 


von HEINZ FRICKE

 


Aus dem Weser-Kurier

Golfclub Worpswede

Wer sich zum Golfclub Worpswede aufmacht und denkt „ Ich fahr’ einfach nach Worpswede, das wird da ja schon irgendwo in der Nähe sein“, wird eines Besseren belehrt. Der GC Worpswede liegt rund 15 Kilometer nördlich des Künstlerdorfes, immer der B74 entlang. Die Frage, warum man gleichwohl die Verbindung zu Worpswede gesucht hat, stellt sich natürlich nur oberflächlich: Das hört sich einfach gut an. Auf jeden Fall viel besser, als hätte man sich am nächstgelegenen Örtchen orientiert - ein „Golfclub Kuhstedt“ klingt nicht halb so aufregend. Nachdem die Kilometer gemacht und die Anlage erreicht ist, wartet gleich die nächste Überraschung: Die - zumindest von einem Ostbremer – erwartete typische Moorlandschaft begleitete mich vielleicht auf der Fahrt in Richtung unseres Testgebietes. Der Club an sich liegt jedoch in einem großen Waldareal. Von dem wird später noch die Rede sein. Nun erklärt Heinz Fricke aber erst mal, wie einst der Golfplatz in den Wald kam. Ich war damals noch nicht so an Naturereignissen interessiert.

Der Wind, so erzählt man sich, habe wesentlich mitgespielt. Genauer: Es muss wohl ein ziemlicher Taifun gewesen sein, der irgendwann Anfang der 70er Jahre durchs Gehölz pfiff und etliche Bäume knicken ließ. Es soll so etwas wie eine Initialzündung für alle gewesen sein, die schon länger mit dem Gedanken spielten, neben dem noblen Club zur Vahr eine weitere Golf-Oase im Bremer Raum zu etablieren.  Das Baum-Chaos im Teufelsmoor, vor allem  auf dem benachbarten Geestrücken, hatte schon für einige Schneisen im Gehölz gesorgt, es war sozusagen die Urform der 18 Bahnen des Golfclub Worpswede.

Das Endstadium erinnert inzwischen jedoch keineswegs mehr an eine willkürliche Laune der Natur, auch wenn Helmut Tegeler sagt: „Hier verteidigt die Natur die Grüns.“ Natur – das heißt in diesem Fall auf den ersten neun Löcher vor allem der Wald, der viele Bälle geräuschvoll verschwinden lässt. Die hinteren Löcher hingegen machen dem Golfer durch 'Wasser, Moor und Doglegs das Leben schwer. „Wir haben nur 16 Bunker auf der gesamten Anlage, das reicht allemal“, sagt Tegeler, der von Anfang an dabei ist, man könnte ihn auch „Spielführer auf Lebenszeit“ nennen. 

Man muss, wenn man in Worpswede einen halbwegs anständigen Score abliefern will, also vor allem gerade sein. Das glückte mir anfangs besser als dem Kollegen Stefan, was sozusagen auch in der Natur der Sache liegt: Wer über 200 Meter driven kann, kommt schon mal eher vom rechten Wege ab.  Weil die Zeit für Journalisten grundsätzlich knapp ist und der Sieg ohnehin Nebensache, haben wir uns dann irgendwann das lange Suchen geschenkt und den Ball einfach dort mit Strafschlag gedroppt , wo er im  Gehölz verschwunden war. Mit anderen Worten: der Wald wurde zum Wasserhindernis, um den Regeln irgendwie Genüge zu tun. 

Doch nicht nur deswegen wurde der Tag im Teufelsmoor für uns zum  uneingeschränkten Golfspaß.  Weil Layout und Pflegezustand höchsten Ansprüchen genügen, weil die Grüns schnell und tricky, die Fairways saftig und kurz sind.  Man muss fast Mitleid mit den rund 800 Mitgliedern haben, dass sie alljährlich im November ihre Bags neun Tage lang im Schrank lassen müssen: Dann ist Jagdzeit im Teufelsmoor, das gilt auch für das Golfgelände. Und weil man weiß, dass die Waidmänner nicht immer nur das treffen, was sie im Visier haben, bleiben die Golfer – so ist es vertraglich geregelt – in dieser Zeit zuhause.  

Golfer treffen auch nicht immer, was sie im Visier haben. Das wurde in Worpswede ja mal wieder ziemlich deutlich. Ich hatte es tagelang im Ohr, dieses „bum, klock, weg“. Wobei der Wald dort schon Unterschiede macht. Meine verunglückten Schläge (bum) trafen irgendwann auf eine Baumkrone (klock) und wurden danach nicht mehr gesehen (weg). Heinz’ Schläge dagegen kamen mehrfach vom Baum aufs Fairway zurückgeflogen. Die wollten seine Bälle im Wald gar nicht haben. Ob er das meint, wenn immer von  „technischen Fähigkeiten“ die Rede ist? Kann man einen Baum überhaupt so anspielen, dass der Ball in Richtung Spielbahn abgelenkt wird? Obwohl mich derart merkwürdige Fragen begleiteten auf unserer Runde, kam der Spaß tatsächlich nicht zu kurz. Das lag sicher auch an den beiden älteren Herren, die uns durchspielen ließen, danach aber ein paar Mal aufliefen und dann jedes Mal in Gelächter ausbrachen, weil sie uns ja so oft im Wald antrafen. Da musste man einfach mitlachen, so komisch war das. Dass wir aber so zufrieden von der Runde kamen, hatte eben auch sehr viel mit dem Platz zu tun.  „Es gibt Dinge, die lassen sich kaum beschreiben – man muss sie einfach sehen und erleben“, heißt es in einem Pressetext, der mir vorab zuging. Naja, dachte ich, vielleicht sollte man die Meßlatte nicht allzu so hoch legen. Nach der Runde bin ich schlauer: In Worpswede herrscht tatsächlich eine besondere Atmosphäre, was vor allem dem naturnahen Golferlebnis geschuldet ist. Der ausgedehnte Kiefernwald, die vielen Teiche und Tümpel mitsamt der Binsen verleihen diesem Platz einen außergewöhnlichen Charakter. Nur einmal, da haben sie es vielleicht ein bisschen übertrieben mit der Naturnähe. Während der gesamten Runde haben wir ordentliche Entfernungsangaben vermisst, die Orientierung an den auf dem Fairway platzierten Markierungen fiel uns schwer. Erst im Clubhaus – es wirkt dank des finnischen Blockhaus-Stils angenehm unspektakulär  – klärte man uns auf: Die seitlichen Entfernungsmarkierungen hängen als Vogelhäuschen getarnt im Wald. Das ist praktisch, weil ja Wald genug vorhanden ist. Aber richtig auffällig ist diese Orientierungshilfe nicht. Sonst hätten wir ja mal welche entdeckt auf unserer Runde. Aber wenn wir das nächste mal antreten, sind wir informiert. Ich für meinen Teil würde jedenfalls gern noch mal spielen in Worpswede. Auf keinem anderen Platz der Region leben schließlich so viele alte Bekannte - sprich: Bälle - in den Wäldern. Ein kleiner Teil meines Hausrates ist damit ausgelagert ins Gehölz des ansässigen Golfclubs. Dort würde ich mich bestimmt heimisch fühlen.

Golfclub Worpswede in Noten
 

Pflegezustand   

4

Layout der Anlage  

5

Landschaftlicher Reiz   

5

Technische Schwierigkeit  

5

Driving Range   

4

Clubhaus                          

4

 

 
 
 

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