Golfplatz-Tests

 


von HEINZ FRICKE

 


Aus dem Weser-Kurier

Golfclub Oberneuland

Heinz Fricke: Reden  wir erst einmal nicht von Golf, sondern vom Arboretum. Was das ist? Wenn sie es nicht wissen, brauchen Sie nicht gleich ein Bildungsdefizit zu beklagen, die meisten können mit dem Wort nichts anfangen. Wenn sie nicht zufällig Mitglied des GC Oberneuland sind, denn die wissen es alle. „Wenn Sie zu uns kommen, vergessen Sie nicht um Gottes Willen den Hinweis auf das Arboretum“, schrieb uns Ehrenmitglied Walter Messerknecht schon vor einigen Monaten, beim Beginn dieser Serie, was hiermit geschehen ist. Und um das Thema nun zu beenden:  Arboretum nennt man eine  Ansammlung zahlreicher unterschiedlichen Baumarten, in Oberneuland ist die Pflege  des Arboretums zur Herzensangelegenheit geworden. „China“ oder „Amerika“  etwa steht auf Schildern in der Nähe von Baumgruppen, so soll es für immer bleiben. „Wenn ein Baum etwa aus China eingegangen ist, müssen wir ihn gleichwertig ersetzen, das ist nicht billig“, erläutert Beatrice Czaia, die sich im GCO um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert.

Es muss aber auch gesagt werden: Ob Arboretum oder nicht – es spielt in Sachen Golf keine Rolle. Wer beim GCO zwischen Franz-Schütte-Allee und Autobahn Golf spielt,  muss sich vor allem um gerade Schläge kümmern, denn die Bahnen sind ziemlich eng. Genau genommen war es schon eine ziemliche Leistung des Architekten Christoph Städtler, nach den ersten neun Bahnen ein knappes Jahrzehnt später 1996 weitere neun Golfbahnen so in das Gelände zu integrieren, dass daraus inzwischen ein richtig guter, abwechslungsreicher Platz mit beträchtlichen Schwierigkeiten wurde. Genau genommen fehlt nichts – bis auf die so wohltuende Stille, die Golfplätze weitab der Städte oft auszeichnet. Wer im Golfpark Oberneuland die Schläger schwingt, hört immer Autos – je nach Standort von der Franz-Schütte-Allee oder von der Autobahn. „Wir hören das gar nicht mehr“, sagt Beatrice Czaia, das ist ihr abzunehmen. Denn ähnlich geht es ja oft auch Leuten, die direkt an Eisenbahnlinien oder Fernstraßen wohnen.  

Also ist das Problem zu vernachlässigen, es ist ja auch nicht zu ändern. Mit Sicherheit sind alle inzwischen 860 Mitglieder des GCO froh, dass sich die Mehrheit vor 13 Jahren – als der Wunsch nach 18 Löchern immer größer wurde -  nicht für einen neuen Platz außerhalb der Stadtgrenzen entschied, sondern für die Erweiterung vor Ort. 15 Minuten bis zum Roland, nur wenige Minuten in die angrenzenden Wohngebiete, das sind Trümpfe, die stechen. Unseres Wissens ist der GC Oberneuland innerhalb Deutschlands der einzige 18-Loch-Club im direkten Großstadtgebiet.

Und was das erst für ein Gebiet ist: Oberneuland. Was beim Bremer sofort Assoziationen an Reichtum, Villen und parkähnliche Grünanlagen auslöst, erfährt in Golferkreisen noch eine Steigerung. Beim GC Oberneuland, so meinen viele, ginge es ziemlich nobel und bisweilen auch distinguiert zu. Diesen Eindruck können wir nicht bestätigen. Der Alleinspieler, den wir zum Durchspielen auffordern, entschuldigt sich freundlich, als er unser Cart trifft und macht auch ansonsten einen für Golfverhältnisse recht unkomplizierten Eindruck. Wie die meisten anderen Menschen auch, die wir auf der Runde treffen. Dass wir einige Kontakte knüpfen im Golfclub Oberneuland, lässt sich gar nicht verhindern bei Fairwaybreiten, die manchmal nur um die 30 Meter betragen. Da muss man dann schon mal rüber zum Nachbarn und auf dessen Bahn weiter spielen. Oder man nutzt die Möglichkeit, straffrei zu droppen, denn einige Teile der Anlage sind als „Boden in Ausbesserung“ gekennzeichnet und entsprechend geschützt. Auf der Bahn eins (Par 5, 477 Meter) geht es schon los mit der Nervenschlacht um einen geraden und langen Abschlag, sie wird linksseitig begrenzt durch einen hohen Zaun zu den Hockey- und Tennisplätzen. Am Loch zwei (Par 4, 362 Meter) liegt ein großer Teich genau in Drivelänge, die Drei (Par 4, 364 Meter) lässt nur einen schmalen Durchgang zwischen zwei Gewässern, und auch das vierte Loch scheint lediglich auf dem ersten Blick eines der leichteren Sorte: Die 165 Meter zum Par 3 führen nämlich erneut an großzügigem Wasser vorbei. Beim GCO habe ich jedenfalls am fünften Abschlag bereits vier Strafpunkte, ohne mir schwere Vorwürfe machen zu müssen. Einmal mehr wird klar: Ich kann die Übersicht einer unbekannten Bahn studieren wie ich will – manche Löcher lerne ich erst richtig kennen, wenn ich meinen Ball im Wasserhindernis suche. Dass ich auch in Oberneuland mit einem Partner unterwegs bin, dem kurz vor dem Eintauchen meines Spielgeräts regelmäßig ein fröhliches „Platsch“ entfährt, macht die Sache übrigens nicht einfacher. Apropos: Richtig einfache Löcher gibt es auch in Oberneuland. Etwa zwei, drei Mal verlassen Heinz und ich das Grün, und keiner von uns beiden schimpft über Ballverlust, schlechten Score oder gar beides. Das kommt bei uns eigentlich eher selten vor. Mir fällt angesichts dieser ungewohnt harmonischen Stimmung denn auch ein, wie man das Spiel zwischen Arboretum und Fairway am besten beschreiben könnte: Wer im Bürgerpark oft dachte, man könne dort ja eigentlich auch mal den ein oder anderen Ball schlagen, ist beim GCO richtig. Die Runde in Oberneuland vermittelt zwar nicht gerade den Eindruck eines Spazierganges, aber die parkähnliche Gestaltung ähnelt Bremens grüner Lunge durchaus. Wenn das Spielen im noblen Stadtteil für die Bremer dann mal ebenso selbstverständlich wird wie der Aufenthalt im Bürgerpark, ist man einen Schritt weiter im Golfclub. „Wir wollen unser Image ändern“, berichtet Beatrice Czaia offen vom stetigen Bemühen um ganz normale Golfer. Nach mehreren gemeinsamen Runden bin ich allerdings nicht sicher, ob Spieler wie Heinz und ich damit gemeint sind. 

Golfclub Oberneuland in Noten
 

Pflegezustand   

5

Layout der Anlage  

5

Landschaftlicher Reiz   

4

Technische Schwierigkeit  

4

Driving Range   

3

Clubhaus                          

4


 

 
 
 

Copyright © 2011 Günter Klose. All rights reserved