Golfplatz-Tests

 


von HEINZ FRICKE

 


Aus dem Weser-Kurier

Golfclub Vechta-Welpe

Heinz Fricke: Ein  regulärer Golfplatz hat bekanntlich 18 Bahnen, entsprechend werden sie durchnummeriert. 'Doch nur schlicht 1 bis 18 – das war den Gründungsvätern des Golfclubs Vechta wohl etwas zu schlicht. Und so haben sie ihrer Phantasie freien Lauf gelassen: Jede Bahn  wurde auf besondere Eigenarten geprüft und entsprechend benannt. Heraus kamen Namen wie „Schnepfenstrich“, „Karnickelboulevard“  oder „Pros Moneymaker“ für ein mit reichlich Wasser ausgestattetes Loch, in dem schon Tausende von Bällen verschwunden sind. Nur ganz zum Schluss waren die Namensgeber offenbar am Ende ihres Lateins. Und so heißt die Bahn 18 einfach „Neunzehnminuseins“.  

Wir beginnen auf „Last easy“, doch so leicht kommt  uns das Startloch nicht vor. Denn es handelt sich um ein Dogleg nach links, und um die Kurve richtig zu  erwischen, ist schon ein 180-m-Abschlag erforderlich. Doch welcher Senior schafft das schon? Ich jedenfalls nicht. Stefan wiederum haut den Ball 200 Meter weit, was ihm auch Probleme macht. Denn die Kugel fliegt über den Knick hinaus in den Wald.

Und Wald gibt es viel auf diesem 110-Hektar großen Golfplatz, der seine Entstehungsgeschichte letztlich einer recht heftigen Laune der Natur verdankt. Genauer: Im Jahr 1972 tobte ein solch heftiger Sturm durch den Welper Wald, dass etliche Bäume  der Gewalt des Windes nicht widerstehen konnten. Zwar begann der Eigner des Geländes, Graf von Meveldt, erst einmal wieder mit der Aufforstung. Doch dann kam er mit schlauen Leuten ins Gespräch, die ihm klar machten, dass der Bau ein Golfplatz ökologisch und auch sonst die sinnvollste Lösung für das ramponierte Gelände wäre. Der Graf war einverstanden, der Marsch durch die Instanzen begann, und 1991 im Mai konnten die ersten neun Löcher freigegeben werden.

Ein Jahr später wurde der Platz auf 18 Loch komplettiert. Heraus kam eine Anlage, die zu den schönsten, aber auch zu den schwersten der Region gehört. Slope 139 – das sagt dem Eingeweihten, wie schwer die Birdies und Pars auf diesem Platz zu spielen sind. Wir bekommen es gleich auf der Bahn zwei vorgeführt, die  etwas zynisch „je länger, je lieber'“ heißt, und mit 553 Metern zu den längsten Par 5 in Norddeutschland gehört. „Wer ein Par spielen will, sollte nach zwei Schlägen schon deutlich weiter als 400 Meter sein“, empfiehlt die Platzbeschreibung, womit deutlich wird, dass unsereiner hier  auf der Score-Karte in der Regel einen Strich zu notieren  hat.

Stefan Freye: Ja, so richtig im Spiel sind wir beiden erst am dritten Loch. Das „Lönsgrab“, ein kurzes Dogleg mit 278 Metern, beenden wir mit  Par und Bogey. Das schöne am CG Vechta ist zugleich ein kleiner Nachteil: Wer ein Loch nach respektabler Leistung verlässt, hat viel Zeit, sich zu freuen, bevor ihn der nächste Abschlag womöglich auf den Boden der Golfer-Realität zurückholt. Noch nie habe ich einen Platz mit derart großen Entfernungen zwischen den einzelnen Bahnen erlebt. Nicht selten sind zwischen 100 und 200 Meter zu absolvieren, ehe es wieder losgeht. Das ist wie gesagt durchaus von Vorteil, wenn es gut läuft. Verlässt man das Grün dagegen mit einem schlechten Ergebnis, hat man viel Zeit sich zu fragen, warum man ausgerechnet diesem Sport verfallen musste. In Vechta versuchte ich deshalb, mich auf den schönen Wald zu konzentrieren und ein Gefühl dafür zu entwickeln, dass so ein Golfausflug auch mit Double-Bogey und multiplen Ballverlust eine tolle Sache sein kann. Normalerweise sollte das klappen angesichts dieser Landschaft. Aber ich war ja nicht allein. „Da ist ja schon wieder eine Ausgrenze auf der rechten Seite, ich mache mir Sorgen um dich“. Mit solchen - nur oberflächlich gutgemeinten – Feststellungen hält mein geschätzter Golfpartner die Erinnerung aufrecht. Aber das gehört einfach dazu, wenn wir auf der Runde sind. Nicht alltäglich ist dagegen ein Platz, der sich vielleicht gerade wegen seiner großzügigen Ausmaße so gut in die Landschaft einfügt. Es kann kein Zufall sein, dass auch der GC Vechta erst möglich wurde, nachdem ein Orkan durch die Gegend tobte. In Worpswede – dessen Anlage ebenfalls auf diese Weise entstand - waren wir zuletzt jedenfalls ähnlich idyllisch unterwegs gewesen. Daneben hat man beim GCV für einen Platz gesorgt, der dank einiger Doglegs,  vielem Wasser und dem stetig präsenten Waldgrenzen einiges verlangt vom Golfer. Das Loch 5, ein Par 3 mit 173 Metern, wird jedenfalls nicht zu Unrecht „Teufelloch“ genannt, und warum die 10 (Par 4, 407) als „Eine Ewigkeit“ bezeichnet wird, erschließt sich schnell: Hier braucht man schon sehr lang, bis das Grün erreicht ist. Ich brauchte sogar eine Ewigkeit, ehe ich meinen Ball wiedergefunden hatte. Hinzuweisen ist schließlich noch auf das Loch 17: Hier wurde nicht nur eine hölzerne Kuh mitten auf dem Fairway platziert, man benannte diese Bahn auch noch nach der Clubsekretärin. Xxxx Kortenbusch wohnt mit ihrer Familie gleich neben dem vorletzten Loch, ihr Mann arbeitet als Greenkeeper, und deshalb spielt man kurz vorm Finale „Am Kortenbusch“ (Par 4, 342). Ich finde diese Namensgebung gut, halte sie  für das Zeichen eines familiären und auf gegenseitigem Respekt basierenden Clublebens. Wenn wir das in unserem Flight mal auch immer hinbekämen.

Golfclub Vechta-Welpe in Noten
 

Pflegezustand   

4

Layout der Anlage  

5

Landschaftlicher Reiz   

5

Technische Schwierigkeit  

4

Driving Range   

4

Clubhaus                          

4


 

 
 
 

Copyright © 2011 Günter Klose. All rights reserved