Golfplatz-Tests

 


von HEINZ FRICKE

 


Aus dem Weser-Kurier

18 niemals langweilige  Löcher

Ein bisschen leid tut mir der Golfclub Verden ja schon. Wir testen ihn in einem Juli, der sich überwiegend nicht verhält wie ein Juli,, und beim schlechtem Wetter wirkt ein Platz nie so schön wie er tatsächlich ist. Auch an diesem Morgen sieht es nicht besonders gut aus am Himmel. Aber in Walle, jenem kleinen Dorf, das den GC Verden beheimatet, ist man immerhin gut informiert. An der Tankstelle erfahre ich, dass in den letzten Stunden einige Wolken aus Verden gekommen sind - hier leidet man zwar auch an der ungewöhnlichen Witterung, aber man weiß wenigstens genau, wer Schuld ist daran. Zum Glück bleibt es in den nächsten Stunden aber nahezu trocken. Am Wetter soll es also nicht scheitern...

Und letztlich wurde es ein schöner, unterhaltsamer Tag auf einem Golfplatz, der gewiss in einer Rangliste der Region einen vorderen Platz einnehmen muss. Dabei begann es etwas holprig. Um zehn Uhr waren wir eigentlich zum Vorgespräch mit Ferry Amir-Sehi verabredet, der seit 17 Jahren den GC Verden managt. Doch Ferry hatte sich verspätet,  also zogen Stefan und ich erst einmal los. Die zwei langen, geraden  Anfangslöcher gewann Stefan, auf Loch drei, einem schönem Dogleg mit Wasserhindernis links, wurde ihm der Bunker zum Verhängnis. Und auf Bahn vier kam Ferry mit dem Cart angebraust, frische Wasserflaschen und einen Snack im Gepäck. Eine schöne Geste gewiss, aber wir waren versorgt. Doch wichtiger war, was er zur Aufklärung beisteuerte. „Hier haben wir das Wasserhindernis auf die linke Seite gelegt, das ist besser. Und auf der Bahn fünf wurde aus dem früheren Biotop ein Teich“, erzählt Ferry.  

Veränderungen, die Sinn machen, wie sich alsbald zeigte. Der Teich schreckt etwas mehr ab und passt besser in die Landschaft als das frühere Biotop, das jeder glaubte überspielen zu können, der mit dem Driver halbwegs zurecht kommt. Der Effekt bei Misserfolg ist allerdings vorher wie nachher gleich – der Ball ist weg. Stefan, der Longhitter von uns beiden, wollte natürlich den Direktangriff versuchen, teete auf – und verzog nach links. Die Länge hätte ausgereicht, die  Richtung sorgte für ein Problem: Wir suchten ziemlich lange, ehe wir fündig wurden.

Nochmals zu den beiden Veränderungen, die sich unter dem Strich als Verbesserungen erwiesen haben: Die Verdener haben das Glück, dass mit Holger Ringsdorf ein excellenter Golfer und Golfplatz-Architekt zu ihren Mitgliedern gehört. „Der hat fast jeden Monat Verbesserungsvorschläge“, erzählt Ferry. Es geht weiter auf einem Platz, der harmonisch in eine wald- und wasserreiche Landschaft eingebettet ist,  kein Loch ist langweilig, es geht nicht nur um Länge, sondern auch um Präzision. Ursprünglich waren die inzwischen fast 1000 Mitglieder (Amir-Sehi: „Die Hälfte kommt aus Bremen“) nur Mieter der einheimischen Grundstückbesitzer, die Landwirte übernahmen auch die Platzpflege. Doch seit vier Jahren bearbeiten  die Verdener die Anlage in eigener Regie,  was ihr offensichtlich gut bekommen ist. Amir-Sehi: „Die Wartezeiten fallen praktisch weg, was getan werden muss, passiert umgehend.“ ,

Umgehend ist mein Stichwort: Eigentlich müsste ich umgehend einige Sachen richtig stellen. Das schenke ich mir.  Aber vielleicht interessiert es jemanden, dass ich ziemlich viel Zeit habe auf unseren Runden... Die Warterei in Verden vertrieb ich mir unter anderem mit dem eingehenden Studium unseres Golfcarts. Das sieht schon von weitem ein wenig anders aus, und es entspricht in der Ausstattung tatsächlich nicht den gewohnten Modellen. Hier haben die Carts nämlich nicht nur Vorder- und Rücklicht, sondern auch Hupe und Blinker. Verbunden damit ist eine Straßenzulassung, die das Befahren der Landstraße erlauben würde. Manchmal war ich drauf und dran, mal eben nach Verden zu fahren und zu gucken, ob die nicht doch noch ein paar Wolken da haben. Aber Heinz hat schon recht: Der GC Verden verfügt über einen der schönsten Plätze der Region, und den verlässt man nicht so einfach. Nahezu alle Löcher passen sich harmonisch ein in die Gegend, Präzision und Länge sind gleichermaßen gefordert und stehen in einem ordentlichen Verhältnis zueinander. Das Beste am GC Verden: Es wird auf den zweiten neun Löchern nicht langweilig. Wo so mancher Klub durch mehr oder weniger schlichte Bahnen die Lücke zum traditionell schönen 18. Loch zu schließen sucht, wird es hier noch einmal interessant. Die Löcher 12 bis 15 mit den für unsere Verhältnisse ordentlichen Höhenunterschieden zählen sogar zu den schönsten des gesamten Platzes. Hier macht es richtig Spaß. Man darf sich nur nicht ablenken lassen von den Mitteilungen des Golfpartners. Meiner versucht es ja immer wieder. „Ich habe so viele technische Möglichkeiten, ich kann mich gar nicht entscheiden“, meinte Heinz einmal und kurze Zeit später gelang ihm dann auch noch ein Chip-In aus zehn Metern. Wer derartige Sachen über Stunden hören muss, weiß die Hupe am Cart irgendwann zu schätzen. Apropos: Ich glaube, Heinz, Du solltest noch ein paar Worte über die Currywurst in Verden verlieren. Die gilt ja als Geheimtipp.

Currywurst? Richtig. Nach  getaner Arbeit war uns nach kleiner Stärkung zumute, wir baten Ferry um einen Tipp. „Esst eine Currywurst, das ist hier der Renner“, empfahl der Manager. Wir sind immer für Insiderwissen dankbar, also: „Zwei Currywürste bitte.“ Als sie dann kamen, konnte von „kleiner Stärkung“ nicht mehr die Rede sein.  Riesig, schmackhaft, und mit einem gefühlten Doppelzentner Pommes – das ist die Currywurst im Golfclub Verden. Wer daraus ableitet, dass die Verdener zu den Golfclubs zählen, in denen von Schickimicki wenig zu spüren ist, liegt ziemlich richtig.

Golfclub Verden in Noten
 

Pflegezustand   

5

Layout der Anlage  

5

Landschaftlicher Reiz   

5

Technische Schwierigkeit  

4

Driving Range   

4

Clubhaus                          

4

Info

Golfclub Verden, Holtumer Straße 24, 27283 Verden, Telefon 04230/1470, Greenfee: Werktag: 35 Euro, Wochenende: 45 Euro, Jahresbeitrag (Einzel): 975 Euro (Aufnahmegebühr: 500 Euro), Pros: Mike Butcher, Phil Kirkby
 

 
 
 

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