Golfplatz-Tests

 


von HEINZ FRICKE

 


Aus dem Weser-Kurier

Gutes Angebot für Einsteiger

Die GolfRange bietet für kleines Geld optimale Ausbildungsmöglichkeiten

Ja wo laufen sie denn?  Die Frage ist nicht von der Hand zu weisen beim Erstbesuch der GolfRange, denn es geht auf die Pferderennbahn, genauer: In den Innenraum des Ovals in der Vahr. Doch keine Angst – Kollisionen mit rasenden Galoppern sind nicht zu befürchten. Und wenn doch einmal Renntage anstehen, was bekanntlich nur noch sechsmal jährlich der Fall ist, haben die Golfer eben Zwangspause. Das war für viele, die Golf lernen und zum Discountpreis spielen wollten, offenbar kein Hinderungsgrund. Die Mitgliederzahlen dieser Bremer Dependance eines bundesweit nach dem gleichen  Modell  agierenden Unternehmens haben sich erfreulich entwickelt, das Modell GolfRange rechnet sich offenbar inzwischen.   

Es gibt viele Dinge, die den Golfsport so liebenswürdig machen. Auf der GolfRange in Bremen ist es sicher das Ambiente mit der tollen Rennbahntribüne. Zudem fällt mir auf, dass auch die Kommunikation zwischen den Spielern einen besonderen Reiz entfalten kann. Wo sonst gibt es die Möglichkeit, unverhohlene Kritik in eine freundliche Frage zu verpacken? „Auf welcher Bahn spielen Sie denn?“, fragt mich ein netter Herr, als ich gerade einen Ball kurz vorm Grün des dritten Loches suche. Wie witzig. Gespielt hatte ich vom Abschlag des fünften Lochs. 

Natürlich lag der nicht gerade optimale Abschlag auch am heftigen Wind. Dass man in der Vahr immer mal wieder einen Spieler abweichen sieht von der golferischen „Ideallinie“ liegt jedoch vor allem an einem Punkt: hier geht es eng zu. Das bleibt manchmal ohne Folgen, man hält die Augen offen und spielt von einem anderen Fairway weiter. Oft aber macht es den 1850 Meter kurzen Platz deutlich schwerer als ein Blick auf die Scorekarte vermuten lässt. Los geht es schon mit dem Loch 1, einem kurzen Par 5. Hier wird das Fairway begrenzt durch die Rennbahn auf der einen und einem Wasserlauf auf der anderen Seite. Viel besser wird es auch auf den folgenden Bahnen nicht. Wenn nicht eine Rennbahn oder irgendein Gewässer für Spannung sorgt, sind es die Bunker. Nahezu jedes Par 3-Loch ist durch eine zentral postierte Sandkiste bewacht. Das Highlight des Platzes ist schließlich am siebten Loch zu finden: Ein Halbinsel-Grün mit durchaus bescheidenen Ausmaßen – hinsichtlich der Länge von gerade mal 109 Metern, aber auch bezogen auf das Grün an sich. Hier muss der Ball schon sehr genau getimt werden, sonst geht er baden. Apropos: Wer sich täuschen lässt und den Neunlochplatz auf die leichte Schulter nimmt, kann hier ein blaues Wunder erleben. Es gibt eben immer wieder Golfer, die diese Anlage für eine Mischung aus Minigolf und einem verschärften Annäherungstraining halten. Nicht wahr, Heinz? 

Nun ja, es soll nicht überheblich klingen, aber „richtiges Golf“  auf einem  18-Loch-Platz von handelsüblicher Länge geht doch etwas anders. Was bei der GolfRange vor allem an den durch die räumliche Enge vorgegebenen Dimensionen liegt. Nur ein Par fünf mit  438 Metern, dafür fünf Par drei, von denen keines die 150-Meter-Marke erreicht und drei Par vier, von denen nur eines knapp über 300 Meter lang ist – das   gefällt natürlich einem wie mir, für den 150-Meter-Schläge auf dem Fairway nicht unbedingt die Regel sind. Mit anderen Worten: Die GolfRange gefällt mir. Denn Präzision ist dort wichtiger als Länge, das liegt mir. Doch wem der Golf-Gott  irgendwann zu einem Handicap im einstelligen Bereich verholfen hat (was unsereinem nie mehr vergönnt sein wird),  für den ist der Spaß auf dieser Golf-Anlage im Mini-Format doch sehr eingeschränkt.  

Es sei denn, er will üben. Denn die Driving Range ( so heißt die Übungsanlage im Golf) kann sich durchaus mit dem messen, was Golfclubs im XL-Format auf diesem Sektor anzubieten haben. 80 Rasen- und 50 Mattenabschläge, davon etliche überdacht, eine großzügige Pitch- und Put-Anlage – das zeigt eindeutig, wo das Schwergewicht der GolfRange liegt: In der Ausbildung, im Lernen.  Dazu stehen auch zwei qualifizierte Pros zur Verfügung, die nicht preiswerter (40 Euro für die einzelne Übungseinheit), aber auch nicht schlechter sind als ihre Kollegen in den Clubs der Region. Auch auf der GolfRange lässt sich der Führerschein dieses Sports, die Platzreife, erwerben, sogar zum Pauschalpreis von 159 Euro. Wer sie besitzt, kann auf allen Plätzen dieser Welt aufteen. Und damit das nicht zu teuer ist, hat die Firma  sich erfolgreich nach Partnerclubs der Region umgesehen, die GolfRange-Mitgliedern über ein Gutschein-System günstige Greenfee-Tarife anbieten. Mit anderen Worten: Die GolfRange muss nicht das Ende einer Golfer-Laufbahn sein, für den Anfang jedoch taugt sie allemal.  

Genau das entspricht ja auch dem Konzept der GolfRange: Ausbilden und begleiten auf den ersten Schritten ins Golferleben. Insofern war es durchaus geschickt, das Partnerclubabkommen einzuführen. Es erlaubt den GolfRange-Mitgliedern, für rund zehn Euro eine Runde auf großen Plätzen zu spielen. Also dort, wo Golfer wie Heinz Fricke zuhause sind. Nicht wenige der Einsteiger dürften dann ganz neue Erfahrungen machen auf einer gestandenen 18-Loch-Anlage, die ist tatsächlich nicht eins zu eins vergleichbar ist mit dem Platz auf der Galopprennbahn. Andererseits sorgt das Paket aus der verkehrsgünstiger Anlage mit Neunlochplatz und guten Trainingsmöglichkeiten sowie den Partnerclubs offenbar dafür, dass Neulinge nicht nach wenigen Jahren das Weite suchen und auch erfahrene Golfer angesprochen werden. Außerdem fällt hier ganz besonders auf, dass Golf endlich auf dem Weg zum Breitensport ist. Auf der GolfRange wird sicher niemanden das Tages-Du angeboten. Das gibt es wirklich, ich wollte es ja auch nicht glauben. Aber noch mal kurz zurück zum Spiel auf dem Platz und zu meinem Golfpartner: Ich nähere mich an Loch neun bis auf 50, 60 Zentimetern der Fahne an und habe eine reelle Par-Chance. Und was sagt Heinz Fricke? „Jetzt nur nicht nervös werden, Stefan.“ Eine erstklassige Lektion der Routiniers. Mir braucht jetzt niemand mehr zu erzählen, man spiele Golf nur gegen sich selbst. Mir nicht.
 

GolfRange Bremen in Noten (einer bis sechs Golfbälle) 
 

Pflegezustand   

5

Layout der Anlage  

4

Landschaftlicher Reiz   

3

Technische Schwierigkeit  

4

Driving Range   

5

Clubhaus                          

4

 

Info-Kasten

GolfRange Bremen, Ludwig-Roselius-Allee 2, 28329 Bremen, 0421 – 520 730, Greenfee: Werktags: 18 Euro (9 Loch), 27 (18 Loch), Wochenende und feiertags: 20/30 Euro. Monatsbeitrag: Ab 59 Euro, Pros: Thomas Mondani, Tobias Wegmann

 

 
 
 

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