Golfplatz-Tests

 


von HEINZ FRICKE

 


Aus dem Weser-Kurier

Ein bisschen wie Urlaub

Eine Hügellandschaft und viel Wasser machen den GC Bremer Schweiz zum Erlebnis

Es gibt ja immer mal wieder Politiker, die meinen, Bremer und Niedersachsen gehörten unter ein Dach.  Das hat bekanntlich bisher nicht funktioniert, sieht man mal von einer Ausnahme ab: Beim GC Bremer Schweiz spielt man sozusagen länderübergreifend Golf. „Das Putting Grün ist in Niedersachsen, das Clubhaus in Bremen“, erzählt Annemieke Wijn, die im Vorstand für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Und auch wer die 18 Löcher dieses Clubs zwischen Blumenthal und Schwanewede spielt, überschreitet immer mal wieder Ländergrenzen.

Das wäre eine zu vernachlässigende Tatsache, hätte es in der jungen Geschichte  dieses Clubs nicht für diverse Hindernisse gesorgt.  Kurz gesagt. Es dauerte Jahre, ehe alle Verhandlungen mit den zuständigen kommunalen Institutionen erfolgreich abgewickelt waren, immer wieder mussten Kompromisse geschlossen werden. So liegen zwischen dem Gründungsdatum 1991 und der endgültigen Fertigstellung der 18 Löcher 2003 zwölf Jahre – da verliert man als Golf-Freund schon mal die Lust. Doch inzwischen sind es 780, die bei der Stange geblieben sind, und die haben es nicht bereut. Denn der Golfclub Bremer Schweiz bietet seinen Mitgliedern inzwischen eine Par-72-Anlage zum Liebhaben – sieht man mal von den letzten drei Löchern ab. Denn da kommt soviel Wasser ins Spiel,  dass der Spaß am Spiel doch arg leiden kann. Bei mir zum Beispiel. „Leg doch vor auf den Damen-Abschlag“, empfiehlt Stefan, nachdem er – natürlich -  den ersten Teich souverän mit einem 200-m-Hieb überwunden hat. Ich folge seinem Rat, das war ein Fehler. Denn die „Vorlage“ ist zu lang und verschwindet deswegen im Wasser.

Es lief für mich später beim Finale nicht unbedingt besser. Einzelheiten will ich allen ersparen, nur soviel:  Mein bis dahin sehr anständiger Score, gekrönt durch zwei brillante Pars an Bahn zehn und elf, ging noch ziemlich in den Keller. Stefan, der das gefürchtete Inselgrün (Bahn 17) ganz lässig in Par spielte, nahm meinen Glückwunsch entgegen und bemerkte nur: „Zum Schluss macht es hier richtig Spaß.“ Bei mir hatte der eher vorher stattgefunden auf einem Platz, der deutlich werden ließ, wie effektiv eine ehemals landwirtschaftliche Nutzfläche in einem Golfplatz umzuwandeln ist. Gewiss, manch Abschlag war nur eine Steinwurfweite von Trecker und Scheune platziert  und es ist  auch zuweilen zu lesen, dass man bitte die angrenzenden Kleingärten verschonen möge.

Sinngemäß heißt es am Abschlag der 15: Spielen Sie bloß nicht zu weit nach rechts, sonst machen Sie die Parzellen kaputt und müssen das auch noch bezahlen. Der ungewöhnliche Hinweis erreicht die Golfer am Ende einer durchaus sehenswerten Passage. Denn am 13. Loch, gleich nach dem Überqueren der kleinen Straße, geht es erst mal bergauf. Am Ende der 373 Meter wird dann deutlich, warum Platz und Region überhaupt „Bremer Schweiz“ genannt werden: Treppenförmig sind die folgenden Bahnen angeordnet, da kommt ein für unsere Verhältnisse recht ordentliches Gefälle zusammen. Fantasiebegabte Menschen könnten sich hier vorstellen, dass man nicht in Bremen, sondern in irgendeinem Mittelgebirge unterwegs ist. Ein bisschen wie Urlaub. Wenig später hatte es sich mit dem Ferien-Feeling dann aber tatsächlich erledigt. Jedenfalls bei meinem Partner. Dass die letzten Löcher in der Bremer Schweiz sehr schwer sind, erzählte mir Heinz bereits, als wir das erste Mal über diesen Club sprachen. Seine Schimpftiraden wurden intensiver, sobald der Termin stand, und auf dem Platz bemerkte er dann alle 30 Minuten, dass es am Ende ja noch mal richtig eng werden würde. Wer so negativ eingestellt in dieses Finale geht, sollte die Löcher vielleicht besser gleich streichen und ein kühles Bad nehmen. Wasser genug gibt es ja auf den letzten Bahnen. Mittendrin in der Seenlandschaft haben wir übrigens nette Menschen kennen gelernt. Zunächst winkt das Paar freundlich, damit wir durchspielen können. Nachdem die beiden uns dann über das Fairway irren sehen, schlagen sie aber doch lieber vor, die Runde zusammen zu beenden. So viel Zeit hatten sie dann auch nicht. Zum Schluss schauen wir uns noch mal genau an, wie das läuft mit dem Weg vom neuen, ausgesprochen gelungenen Clubhaus zum ersten Loch. Der führt tatsächlich über das Fairway der 18, ein nicht gerade alltäglicher Zugang. Aber hier ist Besserung in Sicht: Im kommenden Jahr knickt die letzte Bahn vorher etwas nach links ab. Dann gelangt man gefahrlos zum ersten Abschlag und das Grün des finalen Lochs befindet sich direkt vor der mit interessierten Golfern besetzten Terrasse. Wer dort über die Runde sinniert, wird sich wohl vor allem mit den zweiten Neun beschäftigen. Dabei kann sich auch die erste Hälfte des GC Bremer Schweiz sehen lassen. Hier gibt es zwar weniger Wasser, das hat man sich für das Ende aufgespart. Aber die mäßig langen Bahnen verlangen Präzision, sind sie doch gelegentlich mit Bunkern, schmalen Fairways und einigen Doglegs versehen. Schön wird es immer, wenn die angrenzenden Bauern- und Pferdehöfe ins Spiel kommen – es sei denn, man trifft eine direkt auf dem Fairway platzierte Eiche und muss seinen Ball in Nähe der Scheune suchen. Ist man mit Heinz Fricke unterwegs, darf man sich gleichwohl nicht verzaubern lassen von der ländlichen Idylle. Dann ist Aufmerksamkeit gefragt. Mein Partner notierte einen nicht wunschgemäßen Score jedenfalls kurzerhand bei mir und mein Ergebnis in seiner Spalte. Ein Versehen, sagt er. Vielleicht, sage ich.

Golfclub Bremer Schweiz in Noten

Pflegezustand   

5

Layout der Anlage  

5

Landschaftlicher Reiz   

5

Technische Schwierigkeit  

4

Driving Range   

4

Clubhaus                          

5

 

 
 
 

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