Golfplatz-Tests

 


von HEINZ FRICKE

 

 


Aus dem Weser-Kurier

Ein Verein auf dem Weg nach oben

Beim Golfclub Achim ist man mit Erfolg um ständige Verbesserungen bemüht – auch um kürzere Wege. 

Bremen. Der Golfboom hat dazu geführt, dass inzwischen in Bremen und umzu rund zwei Dutzend Vereine um Mitglieder werben. Wir nahmen es schon 2009 zum Anlass, Entscheidungshilfe zu liefern.  Stefan Freye und Heinz Fricke, beides aktive Golfer, testeten im vergangenen Sommer bereits  etliche Klubs, nun gehen sie  wieder gemeinsam auf die Runde. Was Heinz Fricke dabei zu erzählen hat, lesen Sie in Normalschrift, Stefan Freye verkündet seine Erkenntnisse in kursiv.

Stefan Freye: Sie sind braun oder weiß und gut zu übersehen: Während die Golfanlagen selbst meist sehr großzügig angelegt wurden, sind deren Hinweisschilder zuweilen durchaus zu übersehen.. Nicht so beim heutigen Testobjekt. Dort weisen große Fahnenmasten und üppig dimensionierte Schilder auf „Golf in Achim“ hin, und die Einstimmung auf die folgenden Stunden nimmt auch nach dem Passieren der Einfahrt kein Ende: Der Weg zum Clubhaus führt mitten durch den 9-Lochplatz des GC Achim, der sich übrigens als ideale „Einstiegsdroge“ für den Großlatz erwiesen hat.  Ängstliche Autofahrer werden hier noch lange vor Wasserhindernis und Bunker auf eine Nervenprobe gestellt. Schließlich muss sich ein Ball nicht mal besonders weit verirren, um in der Windschutzscheibe zu landen. Doch Anlass zur Sorge besteht nicht. Denn aus eigenem Interesse warten die Golfer die automobilen Zaungäste lieber ab, bevor sie schlagen. Eine Pause auf dem kleinen Platz dürfte auch willkommen sein. Hier geht es Schlag auf Schlag, der Platz ist kurz und kompakt. Ganz im Gegenteil zur großen Anlage. Sagt man. In der hiesigen Golfer-Szene wird der GC Achim immer mit langen Wegen zwischen Grüns und Abschlägen in Verbindung gebracht. Tatsächlich lassen sich vier Stellen ausmachen, in denen 200 bis 300 Meter absolviert werden müssen. Ich finde ja, das fällt angesichts einer rund acht Kilometer langen Runde eigentlich nicht besonders ins Gewicht. Aber so ganz glücklich ist man beim GC Achim offenbar nicht mit seinem Image. Bevor wir auf die Runde gehen, erzählt uns Clubmanager Walter Lukasch, dass die Bahnen in den kommenden Jahren umgestaltet werden und die „Wanderwege“ dann der Vergangenheit angehören. Ganz neu sind die Räumlichkeiten, in denen uns Walter Lukasch ins Bild setzt. Vor rund zwei Jahren entstand ein großzügiger Neubau, der nun weitere Clubräume und das Restaurant beherbergt. Angesichts einer Terrasse mit Blick auf die Grüns des neunten und 18. Loch kann man nur sagen: Diese Baumaßnahme ist schon mal ziemlich gut gelungen.     

Heinz Fricke: Ich bin der Ältere und entscheide daher: Es wird von Gelb gespielt. Da kostet mich bei Par 72 zwar zwei Schläge gegenüber den weißen Abschlägen, doch ich denke, es rechnet sich für mich. Obwohl ich im Golf praktisch alles beherrsche – außer den langen Schlägen. Schon bei der ersten Bahn zahlt es sich aus: Von Gelb schaffe ich den Graben, der das Fairway quer durchzieht, und das soll kein Einzelfall bleiben. Denn Wasser in allen natürlichen Behältnissen  spielt beim GC Achim eine große Rolle. Allein neun Gräben quer übers Fairway, dazu fünf respektable Wasserhindernisse, da können schnell schon mal etliche Bälle verschwinden. Und dann gibt es noch eine besondere Eigenart der auf 125 Hektar sehr großzügig bemessenen Anlage: „Verdunstungssenken“ nennen es die Hausherren, gleich 30 dieser unwirtlichen Areale sind unweit der Fairways verteilt.

Doch am meisten ärgert mich das, was der platzkundige Volksmund den  „Weber-Kranz“ nennt. Namensgeber ist der Mitbegründer, erste Pro und Platz-Designer Heiko Weber, zu dessen Überzeugungen es offenbar gehörte, dass der halbwegs akzeptable Golfer die Grüns nur hoch, also mit kurzen Eisen, anzuspielen hat. So hat er rings um die Grüns einen zwei bis drei Meter breiten Streifen hohen Grases stehen lassen, der dafür sorgt, dass flache Schläge aus größerer Entfernung dort meist  hängenblieben. Mit den entsprechenden Schwierigkeiten, was den notwendigen Chip angeht. Der „Weber-Kranz“ hat mich gefühlte 100 Schläge gekostet, was  letztlich dazu führte, dass ich zum Schluss mal wieder zweiter Sieger im Dauer-Duell mit Longhitter Stefan war, den der Rough-Streifen  natürlich überhaupt nicht störte.

Dennoch genoss auch ich mein finales Bier auf der Terrasse recht zufrieden. Weil die rund vierstündige Runde Spaß gemacht auf einem Golfplatz, der im vergangenen Jahrzehnt beträchtlich an Attraktivität gewonnen hat. Weil die rund 80 000 Bäume und Sträucher, die einst angepflanzt wurden, inzwischen so gediehen sind, dass jede Bahn ein Unikat mit eigenem Gesicht mit diversen Schwierigkeiten und Überraschungen ist. Auch in Achim fallen Mitspieler praktisch nur auf, wenn sie im Flight davor oder dahinter spielen – und das lässt sich längst nicht von allen Golfplätzen sagen. 

Stefan Freye: Dass sie nicht auffallen, lässt sich wirklich nicht von allen Golfern sagen. Ich könnte da Sachen erzählen... In Achim haben aber selbst wir uns brav eingereiht in den Spielbetrieb, und das lag tatsächlich an der gelungenen Anordnung dieser Anlage: Die einzelnen Löcher überzeugen durch eine gewisse Klarheit. Dort muss man über die Platzierung von Bunkern oder Wasserhindernissen nicht diskutieren. Sie sind in der Regel fair gesetzt, eben dort, wo sie hingehören. Unterm Strich scheint der GC Achim jedoch auf einem sehr guten Weg zu sein. Von den 18 Löchern – die durchgängig über jeweils drei Abschläge für Damen und Herren verfügen – fiel mir nur eines auf, das zumindest im weiteren Sinne als etwas langweilig zu bezeichnen ist: Die Bahn 16 (Par, 282 Meter).  Auch in dieser Hinsicht haben wir schon deutliche schlechtere Erfahrungen gemacht. Die weiteren Löcher in Achim halten dagegen Dogleg, Inselgrün oder Biotop bereit, um es ein bisschen spannender zu machen. Einmal – am Abschlag der 2 (Par 4, 354 Meter) - beschäftigen wir uns kurzzeitig sogar mit dem Luftraum über dem „Steller Berg“. Die kleine Holztreppe neben dem Tee könnte glatt als Gangway für Flugzeuge durchgehen – sie soll jedoch nur einen Überblick verschaffen, bevor man hier ins Tal abschlägt. Auch hier wird Sicherheit eben groß geschrieben. Nicht wahr, Heinz? Weil er im Golf ja „praktisch alles“ beherrscht, fungiert der Kollege nämlich auch als Sicherheitsbeauftragter dieser Serie. 

Heinz Fricke: Dazu nur ein Wort: Das ist auch gut so. Womit wir zum Fazit unseres Besuchs kämen. Der Verein, kein Zweifel, hat sich nach mühsamem Beginn im letzten Jahrzehnt gemausert, um nicht zu sagen: Er gehört inzwischen zu den besten Adressen der Region. Nicht zufällig ist er inzwischen Schauplatz etlicher hochkarätiger Sponsoren-Turniere, etwa der Uwe-Seeler-Trophy. Und alle wollen wiederkommen.

 

 
 
 

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